Mittwoch, April 24, 2024
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Der Fluß der goldenen Pagoden

Birma öffnet sich für Touristen. Auf dem Irrawaddy erschließt sich auf über 1.500 km Wegstrecke eines der geheimnisvollsten und schönsten Länder der Erde

„Dies ist Birma und es wird kein anderes Land sein, das du kennst…“. Bereits der Reisepionier Rudyard Kipling, Literaturnobelpreisträger von 1907, machte eine Reiseerfahrung, die fast jeder nachempfindet, der sich nach Myanmar (so heißt das Land offiziell seit 1989) sich begibt. Sein Gedicht „Road to Mandalay“ war und ist Inspirationsquelle für viele, die sich dem südostasiatischen Land nähern.

Kleine_M__nche.jpgAuch Hans Kaufmann mag so gedacht haben und auch er ist ein Pionier. Der Schweizer aus dem Kanton Thurgau hat sich nicht nur einen Ruf als Experte für Flusskreuzfahrten erarbeitet, sondern auch in neuen Märkten investiert, um einzigartige Reiseangebote zu schaffen. Die Entscheidung, den Irrawaddy Fluß fast ganzjährig mit einem neuen, eigenen Schiff ab 2010 zu bereisen und zugleich auch Angebote auf dem benachbarten Chindwin Fluß, dem zweit größten Fluss Birmas, zu etablieren, ist einzigartig und wegweisend in einem Land, das seine touristischen Infrastrukturen gerade erst im Auf- und Auszubauen inbegriffen ist. Wichtigste Einnahme- und Exportquellen des 676.000 qkm großen Landens sind bislang Erdgas und Edelsteine, in erster Linie Rubine, Jade und Saphire. Touristische Dienstleistungen spielen bislang eine untergeordnete Rolle, befinden sich aber deutlich auf Wachstumskurs.

Weisse_Pagode.jpgBirma, das heutige Myanmar, gehört zu den außergewöhnlichsten und geheimnisvollsten Reisezielen nördlich des Äquators überhaupt. Ein Grund für die Außergewöhnlichkeit des Landes liegt sicher in der bunten Zusammensetzung seiner Menschen. Myanmar ist in sieben große Provinzen unterteilt und wird durch 134 große ethnische Gruppen bewohnt, die im Land neben burmesisch weitere 103 Sprachen sprechen. Neben den Birmesen spielen vor allem indische und chinesisch stämmige Gruppen eine herausragende Rolle. Werde auch kleinere ethnische Gruppen mitgezählt, liegt deren Anzahl bei etwa 700. Die langsame Öffnung des mit über 60 Millionen Menschen größten Landes Südostasiens geht einher mit der zunehmenden Angebotsvielfalt an Flusskreuzfahrten auf der wichtigsten Lebensader des Landes.

Kindergruppe.jpgDer Irrawaddy ist auf ca. 1500 km für die Touristik beschiffbar und die Schiffe der Pandaw-Klasse, zu der auch die neuen Thurgau Exotic gehört, bieten die besten Bedingungen für eine ganzjährige Nutzung. Um sich einen Überblick zu verschaffen genügt es, in die Teilstrecken südlich und nördlich von Mandalay zu unterscheiden. Dreimal jährlich zur Monsunzeit befährt Kaufmann mit seinem Schiff den oberen Flusslauf von Mandalay bis hinauf nach Bhamo im nordöstlichen Hochland Birmas in der Nähe der chinesischen Grenze. Das 420km lange Teilstück bedarf hoher Wasserstände und Dank des geringen Tiefgangs des Schiffes von 1,20 Metern kann in den Monaten August und September hier gekreuzt werden. Ebenfalls in dieser Zeit wird seit letztem Jahr auch der Chindwin Fluss befahren, der südlich von Mandalay in den Irrawaddy mündet. Die Reisen auf dem oberen Irrawaddy enden nach 14 Tagen Flusskreuzfahrt in Bagan, der alten Königsstadt Birmas; sicherlich ein Höhepunkt zum Abschluss einer Reise.

PagodeGold.jpgWährend der Oberlauf in erster Linie durch seine Landschaft, engen Schluchten und alten Dörfern interessant scheint, bilden die knapp 180 km des Weges zwischen  Mandalay und Bagan den kulturhistorischen Höhepunkt von Myanmar. Beide Städte, wie auch Amarapura, waren Königsstädte und Zentrum der buddhistischen Kloster- und Pagodenkultur des tief religiösen Landes. In den übrigen Monaten befährt die Thurgau Exotic den südlichen Irrawaddy bis hinunter zur alten Hauptstadt Yangon, dieses Teilstück umfasst ca. 970 km Fahrtstrecke und ist ebenfalls mit 14 Reisetagen auf dem Fluss kalkuliert.

Regenbogen.jpgDas neue Schiff ist als Suiten Schiff konzipiert und verfügt auch über Einzelkabinen. Auf welchen Schiffen können schon von der Kabine aus sowohl die Ufer der Backbord- wie auch der Steuerbordseite aus beobachtet werden? Die maximale Passagierkapazität von 21 Gästen ermöglicht nicht  nur an Bord eine entspannte Atmosphäre, sondern erweist sich vor allem bei den Landausflügen als unschätzbarer Vorteil. Die Dörfer entlang des Stromes leben in sehr urtümlichen Strukturen. Elektrizität ist nicht selbstverständlich und eine Kanalisation fremd. Umso selbstverständlicher aber die für den weltreisenden Touristen frappierende Gastfreundlichkeit und Offenheit der Bewohner. Das Land ist derart unberührt, dass im Oberlauf nicht einmal eine Handvoll touristischer Schiffe in den wenigen Wochen der Hochwasserzeit zum Monsun überhaupt ihren Weg hinauf in den Norden finden. Größere Schiffe mit höherer Passagierkapazität bekommen hier keine Lizenz, anzulegen.

Wann ist die beste Reisezeit?

Rosa_M__nche.jpgMyanmar kennt nur drei Jahreszeiten, die unterschiedliche Bedingungen für die Reise widerspiegeln. Der Monsun dominiert die Regenzeit von Juni bis Oktober. Sowohl im Süden des Landes wie auch im Oberlauf ist bei ca. 30 Grad Celsius mit langanhaltenden Regengüssen zu rechnen. Man gewöhnt sich daran. Die Thurgau Exotic hält neben Regenschirmen auch Gummistiefel für den Fall des Falles bereit. Wie haben deren Dienste nicht beanspruchen müssen. Lediglich die Region zwischen Bagan und Mandalay ist oft auch während der Regenzeit relativ trocken. Für alle Reisen auf dem Oberlauf des Flusses ist eine Reise währen der Monsunzeit unerlässlich. Von November bis Februar herrscht die kühle Zeit. Während dieser zweiten Jahreszeit herrscht Hochsaison, dies gilt auch für die Preise der Reisen.Ab März bis Juni wird es dann heiß. Im ganzen Land, mit Ausnahme des nördlichsten Hochlandes, steigen zur der dritten Jahreszeit die Temperaturen auf über 40 Grad Celsius. In Yangon sind in diesem Sommer 47 Grad gemessen worden. Es ist also schön warm.

Yangon als Tor in eine alte, neue Welt   

IMG_2260golde.jpgWer sich auf den Weg für eine Flussreise nach Myanmar macht, reist zumeist über Bangkok nach Yangon ein. In beiden Städten empfiehlt es sich, einige Tage zu verweilen, um sich mit dem kulturellen Gepflogenheiten Asiens vertraut zu machen. Während Bangkok in seiner rasanten Entwicklung auf der Schwelle zwischen der fernöstlichen und westlichen Welt steht, bietet Yangon den geballten Charme einer weitgehend unberührten südostasiatischen Metropole. Da die Thurgau Exotic in ihrem Stil der Kolonialzeit mit viel hochwertigem Teakholz angelehnt ist, empfiehlt sich in Yangon zum Einstieg das alte Strand Hotel aus dem Jahr 1901 für einige Tage zur Akklimatisation. Gäbe es nur eine Metropole, die den historischen Vorstellungen der exotischen Welt Südostasiens entspricht, es wäre Yangon. Dampfende Garküchen stehen an allen Ecken und Gemüsemärkte liegen direkt auf den nicht asphaltierten Straßen.

Das Gemüse ist in seiner Auslage so angeordnet, das Autos mühelos darüber rollen können. Selbst die Kleidungsstile der Männer in ihren langen, bunten Röcken sind historisch und ein Spaziergang durch Downtown erinnert mit den kolonialen Prachtbauten an die Besatzung durch die Engländer in der Zeit von 1885 bis 1947. Taxifahrten durch die 5 Millionen Metropole sind mit 2 bis 3 Euros zu veranschlagen und sind ebenso abenteuerlich wie die prachtvolle Stadt selbst. Nach vier Tagen im The Strand Hotel geht es hinauf nach Mandalay zur Einschiffung auf die Thurgau Exotic.

Auch Mönche spielen Fußball

IMG_9756M__nch.jpgDa eine Reise auf dem Oberlauf des Flusses auch die Königsstädte Mandalay und Bagan umfasst, ist dies eine der besten Gelegenheiten, die beeindruckende Schönheit des Landes authentisch und umfassend kennenzulernen. Die Reise flussaufwärts entlang der unzähligen Pagoden ist selbst zur Monsunzeit ein lebensprägendes Ereignis. Schulkinder in ihren langen grünen Röcken und weißen Hemden prägen das Bild der Dörfer, die sich meist der Landwirtschaft, der Töpferei oder dem Holzhandel verpflichtet haben. „Mingalabar“ heißt der Willkommensgruß zu jeder Tag- und Nachtzeit in der birmesischen Landessprache und schon die Kinder begrüßen wie auch die Erwachsenen die fremden Gäste des Schiffes mit einem herzlichen Lächeln. Zum späten Nachmittag eilen die Menschen zum Flussufer, um sich zu baden und ihre Wäsche zu waschen.

IMG_9255KUH.jpgUnd immer wieder weisen alte Kolonialbauten wie der alte Bahnhof in Katha auf die bewegte Zeit der Vergangenheit, während der sich das Land so lange erfolglos gegen eine Besatzung und Fremdherrschaft wehrte. George Orwell lebte im Jahr 1927 als britischer Polizist in Katha und auch sein Haus steht heute noch der Besichtigung zur Verfügung, nachdem der Reiseleiter die aktuellen Bewohner höflich um unser Kommen ersuchte. Orwell publizierte seine ‚Tage in Burma‘ im Jahr 1934. Alte Pferdekutschen führen die Gäste der Thurgau Exotic durch die Stadt, vorbei am historischen Tennisclub mit englischem Clubhaus aus dem Jahr 1924 bis zur alten Pagode, zu deren Füssen sich der örtliche Bolzplatz erstreckt. Gleich eine ganze Reihe von meist jugendlichen Mönchen haben sich eingefunden und sich ihrer langen Gewänder entledigt. Es scheint ums Ganze, zumindest aber um die Ehre zu gehen, so vehement kämpfen sie um ihre Tore. Glaube kann zumindest in diesen Augenblicken sehr irdisch sein. Weiter flussaufwärts stellt der Besuch der heiligen Insel Kyun Daw einen weiteren Höhepunkt dar. Auf der kleinen Landzunge in Mitten des Flusses befinden sich ein Kloster und über 700 Pagoden.

IMG_9555BOOTABEND.jpgNach der Passage des zweiten Fluss-Engpasses, als vielleicht berühmtestem Landschaftsabschnitt des Flusses, und einem Besuch im alten Kloster von Sinkhan aus dem Jahre 1929 ist Bhamo als Wendepunkt der Reise, 40km westlich der chinesischen Grenze, erreicht. Auch zur Monsunzeit ist der Irrawaddy nur bis zu dieser wichtigsten Handelsstadt in der Katchin Provinz befahrbar. Das bunte Treiben in den Straßen der Großstadt zeigt bereits deutlich chinesische Einflüsse, viele der hier gehandelten Waren kommen aus  dem großen Nachbarland. Waren die Korbsessel und Liegestühle in den Dörfern bislang aus Bambus oder Rattan gefertigt, sind sie nun IMG_9423KINDER.jpgaus Plastik ganz in der Art, wie preisgünstige Varianten auch in überdimensionierten deutschen Baumärkten vorzufinden sind.

Der Weg zurück führt nun auch nach Mingun, fast vis-à-vis von Mandalay gelegen und der dort zweitgrößten hängenden Glocke der Welt aus dem Jahr 1808. Über 90 Tonnen wiegt das schwere Exponat. Weiter flussabwärts hinter Mandalay liegt mit Sagaing das buddhistische Zentrum des Landes. Zwischen den zum Wasser des Flusses hin gelegenen Hügeln der Ortes wohnen über 5000 Mönche und Nonnen in einer Vielzahl von historischen Klöstern, die meisten heißen fremde Gäste auch in den privaten Räumen herzlich willkommen. Insgesamt leben in Myanmar derzeit ca. 400.000 Mönche und 150.000 gläubige Nonnen. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Amarapura, der „Stadt der Unsterblichen“ aus dem 14. Jahrhundert. Zweimal war die Gemeinde Königsstadt des Landes, heute ist sie neben den Klöstern für die Seidenweberei berühmt. Wahrzeichen von Amarapura ist die mit 1,2 km Länge größte Teakholzbrücke der Welt aus dem Jahr 1851, die über den Taungthaman See führt.

Eine Fahrt zum Sonnenuntergang mit den kleinen Booten auf dem See mag romantische Klischees bedienen, gehört aber sicher zu den Höhepunkten der Reise.

gold_weiss.jpgDie Reise mit der Thurgau Exotic endet in Bagan, 155km südwestlich von Mandalay gelegen. Auch sie ist eine alte Königsstadt und war Hauptstadt Burmas von 1044 bis 1287. Das Königreich, dessen Zentrum Bagan für ca. 430 Jahre war, bildete das erste vereinte Reich im heutigen Myanmar. Berühmt ist die Stadt bis heute durch ihre 42 Quadratkilometer weiten Tempelanlagen in Mitten einer versteppten Landschaft. Die einmaligen fast 3000 Tempel, Pagoden und Klöster sollen, so wird diskutiert, zum Weltkulturerde der UNESCO erklärt werden, sofern die politischen Verhältnisse und ein modernes Denkmalschutzverständnis der Entscheider dies zulassen sollten. Die Wandmalereien in den Denkmälern aus dem 11. bis 13. Jahrhundert sind die ältesten ganz Südostasiens.

IMG_0788FLUSS.jpgNach dem Erfolg mit der neuen Thurgau Exotic plant Kaufmann nun bereits ein zweites Schiff in Myanmar, das mit 28 Passagieren eine leicht größere Kapazität aufweist sich und bereits im Bau  befindet. Davon wird dann im kommenden Jahr zu berichten sein. Das Land öffnet sich langsam für touristische Dienstleistungen. Wer nach Myanmar einreist, sollte sich mit ausreichend Dollarnoten in einwandfreiem Zustand eindecken. Ein klassisches Bankensystem oder Geldautomaten haben sich noch nicht wieder, zumal viele internationale Banken seit dem Jahr 2003 das Land verlassen haben, etabliert; ein Visum zur Einreise ist notwendig.

IMG_0691FLUSSANSICHT.jpgAb Deutschland fliegt die airberlin business class günstig von verschiedenen Standorten aus non stop nach Bangkok, von dort weiter mit Bangkok Airways bis Yangon. In Yangon zur Vor- oder Nachbereitung der Flussreise sind Aufenthalte im The Strand Hotel eine Alternative und für den Aufenthalt in Bangkok sind das neu eröffnete St. Regis oder das Mandarin Oriental wie auch das Peninsula direkt am Fluss die Häuser der ersten Wahl.

Birma ist ein Land, das unmittelbar anspricht und verzaubert. Die Zugänglichkeit und Freundlichkeit der meist buddhistischen Gläubigen wird in einem Sprichwort deutlich, das gerade für europäische Reisende zu einem Vorbild werden kann: „Wenn Du jemanden ohne Lächeln siehst, gib ihm Deines!“

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