Im Land des weißen Elefanten schreibt das Mandarin Oriental weiter Hotelgeschichte
An den Ufern des Chao Phraya Flusses spielt sich in Bangkok seit Menschengedenken das Leben ab. Der große Fluss gilt als Lebensader der 16 Millionen Metropole und so ist leicht nachzuvollziehen, dass nur hier im Jahr 1864 der erste Baustein für eines der heute berühmtesten Hotels des Globus gelegt werden konnte. Der Fluss verbindet die neue Hauptstadt Bangkok mit den Vorgängerinnen Siams im Norden des Landes. Erst nach dem zweiten Weltkrieg wandelte sich der Namen des Landes in Thailand.
Wenige Häuser dieser Welt können auf eine derartige Geschichte zurückblicken wie das Oriental in Bangkok. Siam entwickelte sich im ausgehenden 19. Jahrhundert zunehmend zum bevorzugten Handelsplatz und Bangkok wurde zu einer der exotischsten Destinationen der internationalen Reiseelite. In seiner ursprünglichen Form verfügte der Altbau des Oriental ab 1876 über komfortable 45 Zimmer und mit der Zeit gaben sich Joseph Conrad, Somerset Maugham oder James A. Michener und Paul Theroux als Litertaten von Weltruf hier ihr Stelldichein; Barbara Cartland, Gore Vidal, Graham Greene, Wilbur Smith, Ian Fleming und John le Carré sind ihnen gefolgt. Das Haus avancierte rasch zum globalen Künstlertreff und die intellektuellen Größen ihrer Zeit fühlten sich im Oriental zu Hause auf ihren oft monatelangen Reisen rund um die Welt. Nijinsky tanzte hier 1916 unter Dhiagelew mit den Ballets russes und noch heute atmet das Haus mit seinem Author‘s Wing die Aura der guten, alten Zeit, denn 14 Zimmer aus dem alten Trakt haben überlebt und beherbergen heute neben exklusiven Suiten der Gründerzeit in ihrer Originaldekoration auch die schönste Lounge der Stadt. Wo sonst könnte adäquat in Bangkok der five o’clock High Tea zelebriert werden? Die kleine Bibliothek im alten Trakt führt Zeugnis über die illustren Gäste ihrer Vergangenheit, die die Inspiration des Hotels für ihre eigene kreative Arbeit produktiv zu nutzen wussten.
Mit dem rasanten Wandel der Großstadt musste auch das Oriental sich anpassen und hat über die Zeit zwei neuen Flügel integriert, die heute eine Kapazität von 393 Zimmern aufweisen. Wer sich dem Haus vom Wasser her mit den hauseigenen Holzbooten nähert, wird den historischen Gebäudeteil kaum mehr erkennen, so sehr ist er in den Garten der Anlage intergiert, Bäume bestimmen hier das Bild und führen über zur prächtigen Frühstückterrasse, die direkt am Fluss gelegen nicht nur eines der schönsten Büffets ganz Asiens aufweist, sondern mit dem Blick über den Fluss mit seinen vielen Booten und deren Passagiere auf ihrem Weg zur Arbeit am Vormittag auch ein endloses Spektakel für die Sinne bietet. Von hier aus bringen die Teakholz Dschunken des Oriental die Gäste gleich weiter zur nahegelegenen Skytrain Station (Saphan Taksin) oder zum River City Shopping Center.
Das Haus verfügt heute über acht Restaurants, mit Le Normandie stellt es sicher die Spitzengastronomie in Bangkok im französischen Stil. Wer authentische Thaiküche präferiert ist im Sala Rim Naam gut aufgehoben. Neu ist das im Art Deco Stil der 30er Jahre eingerichtete China House, das zudem auch von lokalen Gössen der Gesellschaft nachgefragt wird; die Bamboo Bar für die späteren Abendstunden wurde nach dem zweiten Weltkrieg durch die damalige Eigentümerin und internationale Journalistin Germaine Krull kreiert und gehört heute zu den angesagtesten Jazz Locations der Stadt.
Wenn es das Haus geschafft hat, über sein historisches Erbe hinaus einen hohen Standard zu halten oder weiter zu entwickeln, so ist dies nicht zuletzt dem eigenen Spa zu verdanken. Seit 1993 gehört der Oriental-Spa zu den weltweit exklusivsten überhaupt und konzentriert sich auf eine Synthese zwischen Ayurveda Anwendungen und anderen, bis zu 2000 Jahre alten Thai-Massagetechniken. Im Jahr 2006 erweitert, ist der Oriental Spa mit seinen 2000 qm Fläche sicher einer der ersten Adressen ganz Asiens. Boris Becker, Elizabeth Taylor oder Pierce Brosnan waren dem Vernehmen nach zumindest dieser Ansicht.
Auch in Bangkok steht die Welt nicht still und die Konkurrenz schläft nicht. Für den Jahreswechsel ist eine grundlegende Sanierung der Lobby vorgesehen, sicher eine gute Idee, es gibt schönere. Die Zimmer sind bereits in ihrer Renovierung abgeschlossen und hochgeschmackvoll eingerichtet. Selbst die Frage der seidenen Bademäntel ist abgestimmt mit der Tagesdecke des Bettes und der Farben der Hausschuhe. Das Oriental hat seit dem ausgehenden letzten Jahrtausend gleich mehrfach den Platz des besten Hotels der Welt gepachtet, so zahlreich waren und sind die internationalen Auszeichnungen des Hauses. Obwohl in den 80er Jahren internationale Hotelrankings noch nicht in Mode waren, explodierte das Ansehen des Hauses weltweit, als das amerikanische Bankmagazin Institutional Investor 1981 das Haus in den Spitzenrang der weltweiten Nummer Eins erhob.
Mit der Übernahme in die Markenführung der Mandarin Oriental Hotelgruppe und der Weitergabe des Zepters des Generaldirektors durch Kurt Wachtveitl, der 1987 für seine Verdienste im Oriental mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, an Jan Goessing, steht das Haus noch heute unter deutscher Führung und scheint für die Herausforderungen der Zukunft gut aufgestellt. „Die größte Herausforderung wird künftig sein, neue Zielgruppen und nachwachsende Generationen anzusprechen und zu gewinnen, ohne das hohe Anspruchsniveau unserer Stammgäste, die einen exzellenten Service kennengelernt haben und seit Dekaden zu uns ins Oriental kommen, zu vernachlässigen“ so der deutsche Generalmanager. Das Haus hat jüngst seine Kommunikationstechnik auf die aktuellste wireless Technik umgestellt, um auch jüngeren Generationen adäquate Perspektiven zu bieten. Aber ob ausgerechnet Honeymooners während ihrer Flitterwochen im Oriental surfen wollen? Zumindest stellen sie in den letzten Jahren eine der am stärksten wachsenden Zielgruppe. Also doch, man traut sich noch…
www.mohg.com, The Manadarin Oriental Bangkok, 48 Oriental Avenue, Bangkok 10500, Thailand; Tel: +66 (2) 659 9000
Anreise Info:
Ab Berlin und Düsseldorf fliegt airberlin non-stop nach Bangkok. Zu empfehlen für den 11 stündigen Flug ist die komfortable business class. Die Airline bietet zudem Flüge ab Deutschland zu zahlreichen weiteren Destinationen in Thailand über Bangkok wie Phuket, Chiang Mai oder Koh Samui in Verbindung mit Bangkok Airways. www.airberlin.com
Literatur Tipp:
Eine schöne, reich bebilderte Einführung (engl.) in die großartige Geschichte des Oriental geben Andreas Augustin/Andrew Williamson in der Reihe The Most Famous Hotels oft the World: „The Oriental Bangkok“ ISBN 3-902118-05-9, 27,– €
(mit zahlreichen historischen Abbildungen).
Text: Dr. Frank Sistenich, Fotos: Dr. Frank Sistenich