Seit seiner Eröffnung vor wenigen Jahren gilt der Palast als der schönste im Sinne eines ottomanischen Hotels in Istanbul. Es ist ein großes Glück, dass der ottomanische Palast erhalten werden konnte, zu wechselhaft war seine Geschichte.
Das heutige Gebiet des Ciragan Palastes war seit Menschengedenken eine Oase des Glückes. Bereits im 17. Jahrhundert fanden sich hier auf der Strecke zwischen Beskitas und Ortoköy großangelegte Gartenanlagen. Während der Regentschaft von Ahmet III (1718-1730), dem sogenannten Tulpenzeitalter, wurde hier bereits frohen Festen und der Unterhaltung gefröhnt. Sein Schwiegersohn, der Großvisier Ibrahim Pasha baute in den Gärten den ersten Palast im Jahr 1719 für seine Frau Fatima Sultan. Sie organisierte ihre „Ciragan Feste“, das Wort stammt aus dem persischen und bedeutet übersetzt „Palast“. Sultan Mahmut II entschied 1834, dass die Größe des alten Palastes nicht mehr ausreichend sei und ersetze diesen durch eine neue Anlage mit Säulen und weiter ausladenden Dimensionen.
Im Jahr 1857 wurden durch Sultan Abdülmedid erneut die Abrissarbeiten beauftragt, um einen noch schöneren und großartigen Palast, diesmal an westliche Maßstäbe angelegt, zu errichten. In den heutigen Massen gewann der Palast zwischen den Jahren 1863-1871 seine endgültige Form, Marmor sollte der vorherrschende Stein sein. Dramatische Ereignisse kündigten sich dann im Januar 1910 an, der Palast brannte bis auf die Mauern ab und verharrte in seinem Dornröschenschlaf. In den 30er Jahren diesen die Mauern als Kulisse für ein Fußballfeld und erst ab dem Jahr 1987 begannen die Rekonstruktionsarbeiten.
Gleich vis-à-vis des Palastes wurde am anderen Ende der Anlage ein moderner Hotelbau etabliert, der 1990 seine Eröffnung feiern konnte, der Palast konnte zwei Jahre später 1992 seine Pforten wieder öffnen. Im April 2006 wurden dann noch weitere Teile rekonstruiert und 11 Suiten im Palast konnten eröffnet werden. Die Renovierung der Meeting und Empfangsräume wurde 2007 abgeschlossen und in diesem Glanz leuchtet die Anlage bis heute. Eigentümer ist ein Investmentfond aus den Emiraten, das Management hat erfolgreich Kempinski übernommen.
Für alle Gäste stehen demnach zwei Alternativen zur Wahl: Die Übernachtung im moderneren Hotelkomplex oder aber in den historischen Suiten des alten Palastes. Meist regelt die Geldbörse die Entscheidung und eines der 300 Zimmer des neuen Flügels wird erste Wahl, vorzugsweise mit Blick auf den Bosphorus.Dabei ist auch das Design des neuen Flügels eher klassisch gehalten, die Korrodore wirken wie die eines Grandhotels, wenn auch mit etwas weniger Lichthöhe.
Auch die neue Anlage ist großzügig disponiert, so wie es nur wenigen Hotels in den 90er Jahren gelungen ist.
Doch auch wer nicht im historischen Teil wohnt, kann z.B. durch das vorzügliche Tugra Restaurant in den alten Gemäuern festlich tafeln. Empfohlen sei die Reservierung eines Tisches auf der Terrasse mit Blick über die Wasserstraße in Richtung des asiatischen Kontinents. Eine schöne Idee des Tugra ist es, der modernen türkischen Küche auf dem Menue immer ein historisches ottomanisches Gericht aus dem Jahr 1910 (also der Palast abgebrannt ist) gegenüber zustellen. Auch für das MICE business hält der Palast atemberaubende Lokalitäten bereit. Die Terrasse zu Füssen des Bosphorus kann für vielfältige Anlässe gebucht werden und der Tagungsraum ist sicher der schönste der Stadt.
Mit der Leitung des Franzosen Henri Blin hat sich der Ciragan Palast zudem Schritt für Schritt der Öffentlichkeit geöffnet. Kunstausstellungen finden sowohl in den historischen Räumen wie auch in den Gartenanlagen zwischen den beiden Hotelkomplexen statt. Konzerte und Empfänge ergänzen ein Angebot, das auch für die Istanbuler Gesellschaft und nicht primär für Hotelgäste ausgerichtet ist. Ziel ist es, daß breitere Kreise der Stadt am Palastleben teilhaben können und sollen.
Der Spa des Hotels ist überschaubar und luxuriös. Die Termine werden stets so gelegt, dass Ruhe herrscht und ein Erholungserlebnis nicht durch Betriebsamkeit gestört wird. Höhepunkt und Alleinstellungsmerkmal aber ist neben dem imposanten Palast sicher das Frühstück des Ciragan. Das Haus positioniert sich ganz bewusst mit einem einmaligen Buffet, das wohl weltweit keinen Vergleich scheuen braucht. Der hohe Anteil internationaler Gäste von allen Kontinenten kommt hier auf seine Kosten. Ganz gleich ob der ein oder andere Scheikh aus dem Orient oder Liebhaber japanischer Fischbuffets, sie alle werden eine ebenso reichhaltige Auswahl finden wie die Freunde österreichischer Mehlspeisen oder französischer Konfitüren. Das Frühstücksbuffet hat Weltrang.
Die Stadt eignet sich hervorragend für einen Kurzurlaub von einwöchiger Dauer, ein einzelnes Wochenende dagegen scheint doch etwas zu kurz; die Anreise ab Deutschland beträgt knapp drei Stunden. Für alle die den Traum aus den Märchen aus 1001 Nacht nachempfinden mögen, ist der historische Ciragan Palast die vielleicht schönste Alternative.
Istanbul war über seine Vorgänger Byzanz und Konstantinopel gleich zweimal der Mittelpunkt der Welt, von hier wurden die größten Imperien regiert.
Die Stadt war Mittelpunkt der christlich orthodoxen Kirche, bevor ein Großteil der Kirchen umgebaut und in Moscheen konvertiert wurden. Auch die berühmte Haghia Sophia war in ihren Ursprüngen eine christliche Kirche. Wer sich genügend Zeit nimmt, kann bei den Wanderungen durch die Stadt auf unzählige Artefakte stoßen, die ein lebendiges Zeugnis der großen Geschichte ablegen. Mit dem großartigen Ciragan Palast wäre ein erster Anfang gemacht, in die Historie dieser einmaligen Stadt einzutauchen.