Die Unterwasserwelt Indonesiens ist ein einzigartiges Taucherrefugium und die Warane des Komodo-Nationalparks gelten gar als endemisch. Eine Woche Abenteuer auf dem Zwei-Mast-Segler von Alila.
Indonesien, dieses unendliche Meer von über 17.000 Inseln, gehört für viele Reisende noch zu den unentdeckten Geheimissen. Ein Grund dafür mag darin liegen, dass erst seit jüngster Zeit solitäre Kreuzfahrten zwischen den Inseln angeboten werden. Alila, bislang im Luxussegment der Hotels und Resorts zu Hause, hat mit der Purnama nun sein erstes Segelschiff auf den Markt gebracht, um sich ganz dem Zauberreich Indonesiens zu widmen.
Ab Denpasar auf Bali geht es mit dem Propellerflugzeug weiter ostwärts über die beeindruckende Vulkanlandschaft Indonesiens hinweg nach Labuan Bajo. Das verschlafen wirkende Fischerdorf ist Beginn und Endpunkt der Reise mit der Purnma (dt: „Vollmond“). Das kleine aber feine Segelschiff liegt auf Reede und ein Tenderboot bringt die maximal zehn Passagiere an Bord.
Reise mit Expeditionscharakter
Mit lediglich fünf Kabinen (vier liegen im Bug und eine Masterkabine auf dem Sonnendeck des Schiffes) ist der Segler sehr großzügig disponiert. Eine Lounge, in der auch Frühstück und Lunch eingenommen werden, wird ergänzt durch das weite Sonnendeck. Hier finden vorwiegend die Taucherbriefings und die Dinner statt. Und wenn einmal nichts zu tun ist, lockt das umfangreiche Sonnenbad.
Eine Reise mit der Purnama hat vorwiegend Expeditionscharakter. Die Natur und das Wetter bestimmen den Fortgang der nachfolgenden sechs Tage. Bereits im Tenderboot begrüßt Mario Gonzales seine Gäste.
Der gebürtige Spanier leitet als Kreuzfahrtdirektor die Expeditionen und zusammen mit Tiger, seiner asiatischen Assistentin, wird unmittelbar nach Ankunft auf dem Schiff ein erstes Treffen anberaumt. Noch während die Purnama die Bucht von Labuan Bajo verlässt, tauschen sich die eingetroffenen Gäste über deren Interessen aus. Tauchen, Schnorcheln, Kajak- oder Paddeltouren und Wildlife auf den Inseln sind im Angebot; und es ist sichergestellt, dass für jeden stets das Passende mit dabei ist.
Und zwischendurch locken paradiesische Strände zum Verweilen ein. Ganz gleich ob Anfänger oder Fortgeschrittene, für einen jeden ist das Passende dabei und Mario schneidert für jeden Gast ein spezifisches Programm. Und so findet der erste Tauch- und Schnorchelgang bereits wenige Stunden nach der Einschiffung statt. Der erste Tag dient praktisch dem Erproben der eigenen Fertigkeiten; die Taucherausrüstung wird dabei bis ins Detail von der Purnama zur Verfügung gestellt. Auch ein Tauchschein mit entsprechend formaler Bestätigung kann während der Reise erworben werden.
Atemberaubende Fischvielfalt
Gegen Abend ankert das Segelboot, an Deck wird festlich das Diner vorbereitet und bis in die späten Nachstunden lohnt der offene und unverstellte Blick auf die Gestirne der Milchstraße. Die Küche ist international und äußerst raffiniert. Und noch bevor nach Mitternacht alle in ihre Kabinen aufbrechen mahnt Mario zur Pünktlichkeit am kommenden Morgen, denn bereits vor dem Hauptfrühstück wird um acht Uhr bereits wieder ein Besuch der ereignisreichen Unterwasserwelt geplant.
Die Inseln auf dem Weg nach Komodo liegen alle dicht bei einander, so dass pro Tag meist zwei verschiedene besucht werden können. Abhängig von den Strömungen des Meeres (die Inseln Indonesiens grenzen im Norden an den wärmeren Pazifik, im Süden an den kühleren indischen Ozean) variiert auch der Fischbestand während der einzelnen Tauchgänge.
Auf Tauchstation im Paradies
Die Vielzahl des bunten Fischtreibens ist beeindruckend: Manta Rochen, Weiß- und Schwarzspitzenhai, Napoleon, Barracuda, Stachelrochen, Seesterne, seltene Karret-Schildkröten, Aale, Wasserschlangen, putzmuntere Langusten oder Korallen in allen Farben und Formen sind nur wenige Beispiele eine faszinierenden, einzigartigen Unterwasserwelt. Taucher, Schnorchler und Kajakfahrer kommen voll auf ihre Kosten.
Nach vier Tagen erreicht die Purnama das Ziel ihrer Reise, den Komodo National Park, ein von der UNESCO geadeltes Weltnaturerbe. Nur hier und auf dieser Insel ist weltweit der Komodo Waran zu finden, nach offiziellen Zählungen leben derzeit rund 3.500 dieser Riesenechsen auf der Insel. Mit Rangern in Begleitung geht es zu Fuß über die Insel. Fast zwei Stunden dauert der Rundgang, aber kein Waran hat es nötig, sich den Gästen in den Weg zu stellen, um ein schönes Fotomotiv abzugeben.
Die Echsen halten sich versteckt und abseits des Weges die Insel drauf los zu erkunden, ist schlichtweg zu gefährlich; ein Biss der Tiere gilt als tödlich. Doch Mario weiß Rat. Der spanische Kreuzfahrtdirektor, bespricht mit dem Kapitän der Purnama die Lage und beide steuern über Nacht eine entlegene Bucht an, die in den kommenden Morgenstunden mit den Tenderbooten besichtigt werden kann. Angelockt von deren Motorengeräusch trauen sich die neugierigen Echsen aus ihren Büschen und binnen weniger Minuten tummeln sich fünf dieser imposanten Tiere am Strand.
Jurassic Park lebt.Wie aus einer längst vergangenen Zeit muten die Warane an und gewiss ist diese unerwartete Nähe zu gleich fünf dieser „ungeheuerlichen“ Tiere ein echter Höhepunkt der Kreuzfahrt; einer Reise, die unvergesslich bleibt und lange noch im Erleben nachklingt.
Das Inselreich Indonesiens hat mehr zu bieten, als vielen europäischen Kreuzfahrtliebhabern bislang bewusst ist und bei der Vielzahl der Inseln ist sicher das Schiff das geeignete Verkehrmittel der Wahl. Die Menschen vor Ort sind sehr freundlich und zugänglich, die Fauna ist atemberaubend.
Hugo von Hofmannsthal spricht in seiner Erzählung „Die Frau ohne Schatten“, jenem Mysterienspiel über die ewige Liebe, das Richard Strauss zu derer beider opus magnum (1919) verabeitete, vom „Kaiser und der Kaiserin der südöstlichen Inseln“. Die beiden Hauptrollen der Oper bleiben namentlich unbestimmt und auch ihr Reich wird geografisch nicht näher spezifiziert; nur ihre tiefe Liebe zu einander und ihr Wunsch nach Fruchtbarkeit werden konkret.
Ob die beiden grossen Künstler bei ihrem gemeinsamen Hauptwerk, am Ende gar mit dem südöstlichen Kaiserpaar die Inselwelt Indonesiens im Sinn hatten? Die Frau ohne Schatten ist ein modernes Märchen und im ursprünglichen Sinne fabel-haft – und genau dies ist die Zauberwelt Indonesiens ganz gewiß auch.
Info:
www.discoveryweltweit.de
Anreise: Mit Thaiair über Bangkok nach Denpasar und lokal weiter bis zur Einschiffung nach Labuan Bajo, www.thaiair.de
Text: Dr Frank Sistenich, Bilder: promo, Frank Sistenich, Moritz Messer
