Sonntag, Februar 16, 2025
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Eine Expedition zum Ende der Welt – Das Ross Meer in der südöstlichen Antarktis (Teil 2)

Von Neuseeland aus beginnt eine Reise in ein großes Abenteuer. Das Expeditionsschiff der Wahl ist die neue „Heritage Adventurer“. Vielen Expeditionsfreunden als ehemalige „Hanseatic“ noch bekannt. Das Ross Meer im Süden der Antarktis gehört zu den landschaftlich attraktivsten Regionen der Erde. Die historischen Relikte vor Ort Meer werden jährlich von lediglich ca. 500 Gästen besucht, deutlich weniger Menschen als beispielsweise den Mount Everest erklimmen. Für viele der Gäste stehen neben der Landschaft und der Fauna die historischen Hütten von Sir Ernest Shakleton (1874-1922) und Robert Falcon Scott (1868–1912) im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Die Heritage Adventurer ankert von Cape Evans

Dank der unerschöpflichen Arbeit des Antarctic Heritage Trust, einer neuseeländischen Non-Profit-Organisation aus dem Jahr 2005, konnten die historischen Expeditionshütten in den letzten Jahren exemplarisch restauriert werden; es ist, als sei die Zeit hier stehen geblieben. Mitglieder des Trusts sind an Bord und berichten ausführlich über die jahrelangen Restaurationsarbeiten in Wort und Bild. Beeindruckend die Erinnerung, dass von hier ausgehend am 19.10.1911 das Team um Scott deren ca. 1.400 km langen Weg zum Südpol startete, jene 78 Tage bis zum Erreichen des Pols, von dem es kein Zurück mehr gab.

Die hervorragend sanierte Hütte von Captain Scott

Roald Amundsen starte seinen Weg vom ca. 650km östlich gelegenen Framheim in der Bay of Whales bereits am 15.10.1911. Der Norweger brauchte, besser ausgerüstet, lediglich 59 Tage bis zum Pol und auch die Rückkehr gestaltete sich schnell und sicher.

Die Renovierung der Hütte von Scott auf Cape Evans dauerte volle 10 Jahre, mit 70 beteiligten Experten aus 14 Nationen. Allein volle 11.561 Artefakte aus der Hütte umfasste die Arbeit in den Jahren von 2008 bis 2015. Von besonderem Interesse sind auch die beiden Hütten Shakletons, die dieser für seine „Nimrod“ und seine „Discovery“ Expeditionen hier errichtete. Shakleton baute einer seiner beiden Hütten auf Cape Royds.

Wanderungen in den späten Abendstunden auf dem Eis

Historisches Erbe erfolgreich bewahrt

Für die „Nimrod“ Expedition (1907-1909) hatte sich Shakleton diesen Platz auf Cape Royds als Ausgangslager ausgesucht. Er schaffte es bis auf 88’23 Süd, musste aber vor dem Pol umkehren, um eine sichere Rückkehr für das Team zu gewährleisten. Alle 6.106 Artefakte dieser Hütte wurden über einen Zeitraum von 3 Jahren restauriert. Das zu überquerende Ross Eis hat in Summer eine Größe von ca. 471.960 Quadratkilometern und ist damit so groß wie Spanien.

Der Kapitän steuert das Schiff durch dichtes Packeis

Obwohl die Anlandungen durch die hohen Eiskanten am Ufer für Zodiacs unmöglich sind, weiß Kapitän Jacek Liesiki Rat. Der gebürtige Pole ist erfahren in polaren Expeditionen und sägt mit dem Expeditionsteam breite Treppenstufen in die Eiskanten. Ausgelegt mit großen Handtüchern schreitet es sich nun leicht und sicher zu den historischen Sehenswürdigkeiten. Hier am südlichen Ende der Expedition zeigen sich die Stärken des Schiffes. Die Heritage Adventurer besitzt mit 1A Super die höchste Eisklasse für die zivile Passagierschifffahrt und kreuzt mühelos durch das Treibeis. In Summe verbleibt das Schiff über 10 Tage im Ross Meer. Da die Forschungsstationen geschlossen sind für Gäste, werden Wanderungen über das festgefrorene Meereis angeboten. Mit minus 15 Grad Celsius hier im Spätsommer sind die tiefsten Temperaturen erreicht.

Die berühmte Drygalski Eiszunge in der Terra Nova Bay

Ein Reisehöhepunkt der besonderen Art ist der Besuch von Terra Nova Bay. Entlang der 90km langen Drygalski Eiszunge, benannt nach Erich von Drygalski (1865-1949), dem Leiter der Gauß-Expedition 1901-1903, werden in der großen Bucht die Forschungsstationen von Italien, China, Südkorea und Deutschland passiert. Die Windböen entlang der Küste erreichen bis zu 140 km und die Decks des Schiffes werden geschlossen. Dank der sehr großzügig gestalteten Explorer Lounge lassen sich alle Ereignisse bestens beobachten.

Die Worsley Suite an Bord

Zu Füssen der Gondwana Station der Bundesrepublik (zurzeit unbesetzt) wird erstmals antarktisches Festland betreten. Ausgedehnte Wanderungen führen in das Umfeld der Bucht. Bevor das Schiff das Ross Meer verlässt wird noch ein Versuch unternommen, auch Cape Adare zu besuchen. Hier steht die ebenfalls frisch renovierte Expeditionshütte von Carsten Borchgrevink (1864-1934), jenem Norweger, der von sich behauptet, 1895 der erste Mensch gewesen zu sein, der je Fuß auf den antarktischen Kontinent setzte. Doch das an das Ufer getriebene Eis ist zu dicht, um eine sichere Zodiacanlandung zu erlauben. Ein Blick von Deck des Schiffes muss genügen.

Der Besuch der Hütte von Sir Ernest Shakleton

Ein Höhepunkt der Reise ist Terra Nova Bay

Für die Tage auf See hält Heritage Cruises ein Team von 10 Lektoren bereit, die hoch motiviert und professionell zu mannigfaltigen Themen wie Flora, Fauna und Geschichte berichten. Auf der Rückreise wird mit Campbell Island die letzte Anlandung unternommen mit kurz und langen Spaziergängen über die Insel und Zodiacfahrten in den verschlungenen Buchten der Insel.

Die Faszination einer Expedition in das Ross Meer ist seit dessen Entdeckung im Jahr 1841 ungebrochen. Allein Robert Falcon Scott hatte 1910 über 8.000 Bewerbungen bekommen, als er Mitstreiter für seinen Anlauf zum Südpol suchte.

Anlandung in der Terra Nova Bay und ein Schritt auf antarktisches Festland

Während dem Vertrag zum Schutz der Antarktis bei dessen Gründung im Jahr 1959 nur 12 Nationen beitraten, hast sich deren Anzahl im Jahr 2024 auf 56 Länder erhöht und auch die Anzahl der Expeditionsanbieter und Schiffe steigt aktuell. Doch nur ein kleiner Teil bereist das Ross Meer, und nur die Heritage Adventurer bietet aktuell eine derart intensive Expedition vor Ort an. Der „Grande Dame“ der Expeditionskreuzfahrt ist erfolgreich zurück auf dem Markt.

http://www.nordic-expedition.com

Bilder: Frank Dieter Sistenich, Heritage Expeditions

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